Die Nachrichten auf Radio Wien, das meine Frau und mich an den Wochentagen zwischen 5.45 und 6.30 Uhr morgens zwecks Wetterprognose für die Ausstattung unserer Jungs für Ihre Wege zur Schule und in den Kindergarten erfreut, waren heute wieder einmal sehr informativ.
"Aus Sicherheitsgründen" gelten für die Fragen, die bei der Zentralmatura gestellt werden, strenge Auflagen. Also hat sich der Sicherheitswahn auch schon ins Bildungswesen vorgearbeitet, wo man doch früher relativ ungesichert vor sich hin probieren konnte - und damit manchmal gar nicht so unerfolgreich war. Sicherheit raubt ja die Kreativität und damit die Problemlösungskompetenz. Aber diese Kompetenz sind ja bei den Abschlussprüfungen heutzutage ohnehin nur mehr insofern gefragt, als man die Frage (= das Problem) möglichst genormt beantworten muss. So wird Zukunft verbaut. Danach erfuhren wir, dass der heutige 4.Mai der Welt-Star-Wars-Tag ist. Zurück geht dieser auf den legendären Spruch der Helden dieser Saga, nämlich "May the force be with you". Das könne man ja auch so verstehen, wie ich es im Titel dieses Blogbeitrags geschrieben habe. Aha. Nun, bei aller Begeisterung unserer älteren Söhne für das "Epos" sehe ich das ganze natürlich wieder mal viel kritischer. Unter dem Deckmantel eines weisen Wesens namens Master Yoda wird relativ ungeschminkt dem Gut-Böse-Schwarz-Weiß-Schema entsprochen und imperiale Gewalt gegen Gewalt des Imperiums eingesetzt. Das kann nicht die Lösung sein, das haben uns die Kampfeinsätze der USA in den letzten Jahren gezeigt. Der Erfolg liegt nie bloß in der militärischen Intervention, wenn sie auch manchmal notwendig erscheint oder sogar ist. Es gibt Beispiele für andere erfolgreiche, bisweilen auch erfolgreichere Lösungsstrategien in der Weltgeschichte als die Gewalt. Diese sollten als Beispiel dienen, um neue Perspektiven zu eröffnen. Hier schließt sich der Kreis zwischen Zentralmatura, bologna-verschulten Studien und der Gewalt von Star Wars. Wo alles genormt wird, bleibt Neues auf der Strecke. Innovatives wird ja mitunter sogar bestraft, in dem es schlecheter bewertet wird, weil es halt nicht den Erwartungen entspricht. Oder hat jemand schon mit einem fehlerhaften, aber kreativen Text in einer Fremdsprache eine Eins bekommen? Die Gewinner sind in diesem Bereich immer die, die den Text aus dem Lehrbuch eins zu eins, aber damit fehlerfrei wiedergeben. Arme Welt - trotz Master Yoda! Und trotz aller Bemühungen immer noch ohne Sicherheitsgarantie. Aber mit zunehmend weniger Freiheit. Das Leben ist und bleibt lebensgefährlich!
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Gestern Abend auf Servus TV sahen meine Frau Reetta und ich die 2004 gedrehte Verfilmung des ersten Abschnitts von John Irvings Roman "Widow for one year" unter dem Titel "The door in the floor - Die Türe der Versuchung".
Wenn man das ganze Werk des Autors betrachtet, dann ist die Wahl für die filmische Inszenierung verständlich, aber eben auch zu kurz gegriffen. Während das Buch die Geschichte der Ruth Cole erzählt, führt uns der Film in das Leben ihrer Eltern Ted und Marion. Ruth bleibt am Schluss als Vierjährige in den Händen des neuen Gärtners, während ihre Mutter sich längst aus dem Staub gemacht hat und ihr Vater gerade die besagte Tür im Boden öffnet und unter seinem Sqash-Court verschwindet - für immer? Der Film lässt das offen, im Buch bleibt er am Leben und stirbt erst viele Jahre später durch eigene Hand. Nun lässt mir diese ominöse Tür noch keine Ruhe, Reetta und ich haben heute schon das eine oder andere Mal darüber diskutiert. Bisheriger Succus: Marion Cole ist nach dem tödlichen Autounfall Ihrer Zwillings-Söhne "aus dem Leben gechieden", das heißt sie leidet unter einer schweren Depression, die si tatsächlich immer wieder körperlich erstarren lässt. Offenbar gibt sie auch ihrem Mann Ted die Schuld, da er das Rückfenster und die Rücklichter des Autos nicht vom Schnee befreit hat und dieses beim Linksabbiegen von einem dahinter fahrenden Schneepflug übersehen und in zwei Teile zerstückelt wird. Ted wiederum ergreift die Flucht nach vorne mit Wein, Weib und Gesang. Um seine Frau endgültig loszuwerden engagiert den jungen, angehenden, dem älteren Zwillingssohn ähnelnden Schriftsteller Eddie, der sich prompt in Marion verliebt. Die Affäre der beiden nutzt Ted, um das Sorgerecht für seine Tochter zu gewinnen. Womit er nicht rechnet ist, dass Marion eines Tages fast alles liegen uns stehen lässt und fortgeht. Allerdings nimmt sie sämtliche Fotos der beiden Söhne mit, die die Wände des ganzen Hauses bedeckt hatten und ebenso deren Negative. Ted's Pyrrhus-Sieg führt dazu, dass er nach einer Squasch-Partie gegen sich selbst eben jene Falltüre unter dem Squash-Court öffnet und verschwindet. Geht er jetzt in die Depression, stellt er sich seinem Unterbewusstsein, versucht er jetzt in seiner Vergangenheit zu verschwinden, um sie zu bewältigen, vielleicht sogar zu integrieren? Wir wissen es nicht. Da der Film für sich steht, ist es auch unerheblich wie das Buch weitergeht, aber wir werden natürlich versucht, es als Lösung zu sehen. Und die ist nicht so wie das bisher von Reetta und mir Erdachte. So bleibt "The Door in the Floor" also (derzeit) weiter eine Tür ins Geheimnis. Schickt uns eure Kurzgeschichten zum Thema "WILD" (oder auch "Wild" oder "wild" - Je nach Schreibart ändert sich die Bedeutung ...). Aufruf zum FM4-Wortlaut 2015 Seit geraumer Zeit beschäftige ich mich wie wild mit "wild". Nach meiner erfolglosen Teilnahme am Wortlaut 2014, versuche ich es heuer nochmals. Für mich sind Wettbewerbe wie dieser immer eine Möglichkeit in den Wirren meines beruflichen und familiären Alltags ein Fenster für mein literarisches Schaffen zu finden. Es geschieht dann oft unter zeitdruck, was ich nicht ideal finde, aber mit dem Geschaffenen kann ja später mal etwas Bleibendes entstehen.
Von wild ist es ja nicht weit zu Wild - und damit zur Jagd. Mein Vater hat als Bundesheer-Unteroffizier in seiner Freizeit einen Jagdkurs absolviert, die Prüfung aber - aus welchen Gründen auch immer - nicht absolviert. Er blieb also ein angelernter Jäger. Schießen hab ich ihn nie erlebt, aber sein Beruf hat ihn und auch mein Leben sehr geprägt. Und auch die Schießerei war zeitlebens ein Thema in unserer Familie, das ging soweit, dass meine Oma (mütterlicherseits) mir jegliche Waffe verbot - und ich heimlich hinter der Türe Legowaffen baute. Immerhin durfte ich einmal als Cowboy in den Fasching ziehen - mit einem Knall-Revolver, den ich erst vor kurzem entsorgt habe. Auch ich habe dann beim Bundesheer - dem ich mich ob der von mir gefühlten väterlichen Erwartung nicht entziehen wollte - die eine oder andere Schießübung absolviert. Die Diskrepanz zwischen diesem Schein, dem So-Tun-Als-Ob, und meinem Sein, das ich damals nicht erkannt habe, hat mich an die Grenzen meiner Psyche gebracht. Ich habe daraus viel über und für mich gelernt. Zurück zur Jagd und meinem Ringen mit dem Wild. Seit Tagen also bastle ich an einem Text, der diesmal wesentlich kürzer ausfallen wird als noch ein Jahr davor. Ich muss ja nicht immer den vollen Rahmen ausschöpfen, auch eine Übung, die mir nicht so leicht fällt. Aber diesmal bietet es sich an. Die vorläufig letzte Fassung wird heute ins Lektorat bei meiner Frau Reetta gehen, dann wird noch einmal - hoffentlich wild - diskutiert, ehe ich den Beitrag dann bis 5.5. um 23.59 Uhr per E-Mail abschicke. Den Text werde ich auch heuer, nachdem die SiegerInnen gekürt worden sein werden, auf meiner Homepage veröffentlichen. Das wird jetzt aber noch ein paar Monate dauern. Wir alle müssen uns daher noch etwas gedulden. So viel ma schon vorweg: Der Titel lautet "wildERei oder die eine und die vielen fragen". "Vive le moment" titelt da ein riesiger Werbeständer in der Auslage einer Wiener Trafik, an der ich regelmäßig vorbeikomme. Da sitzen dann zwei, ein Mann und eine Frau in der Badewanne und küssen einander. Geworben wird damit für eine beliebte, französische Zigarettenmarke. Komisch nur, dass da bei den beiden,die da nah beieinander im Wasser sitzen, kein Glimmstängel weit und breit zu sehen ist - nur viel Schaum. L'ecume des jours vielleicht?
Zigarettenwerbung ist ja immer auf einen Urtrieb des Menschen, dem nach Freiheit abgestellt. Der legendäre Reiter mit'm Tschick in der Papp'n ist sicher allen in Erinnerung, ebenso das Flugzeug, das viele Jahre für eine Marke der Austria Tabak von zahllosen Plakaten lächelte. Immer, wie gesagt, geht es um das Gefühl des Freiseins, des Unabhängigseins, des ewigen Augenblicks. Wer kein Genussraucher ist, der weiß, dass die Sucht ihn/sie genau ins Gegenteil bugsiert: Unfreiheit und Abhängigkeit par excellence. Ebenso wird die Lunge immer enger, die Armung immer schwerer - und damit auch körperlich der Gegenpol sichtbar. Der "Lungen-Schmetterling" stirbt langsam aber sicher - und mit ihm die erhoffte Freiheit. Nun sind aber Spruch und Bild der Werbekampagne, wenn man die Zigaretten außen vorlässt, durchaus geeignet, um klar zu machen, was wirklich zählt: der Augenblick, le moment! Und ein Happening mit der/dem Liebsten in der Badewanne - so wie dargestellt - kann durchaus ein solcher Moment sein. Und derer gibt es noch viel mehr, eigentlich unendlich viele - oder zumindest so viele, wie in ein Leben passen, reiht sich doch Augenblick an Augenblick in unserem Dasein. Dieses Bewusstsein zu entwicklen für das Jetzt, es lohnt sich allemal. Nur in diesem einen Moment, der gerade eben erlebt werden will, liegt die unendliche Freiheit des Lebens. Da ich das Glück habe, ein Genussraucher zu sein, kann ich in einem solchen Augenblick auch frei entscheiden, ob ich ihn mit Rauchwerk teilen will. Und auch das ist manchmal richtig befreiend! |
Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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Juli 2019
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