Oh, wie mich diese Realisten mit ihren Alternativlosigkeiten niederdrücken.
Wenn ich mich wieder einmal mit einem Zuviel der Realität derjenigen abgefüllt habe, was mir leicht passieren kann, da ich sehr interessiert Zeitung lese, Mittagsjournal höre oder ZIB 2 schaue, dann ist mir nicht einmal mehr zum Kotzen; mir ist ganz einfach nach gar nichts mehr. Realitätsdepression nenne ich das. Die färbt ungewöhnlich stark auf mein direktes Erleben ab, sie macht mein Leben schwer und ungemütlich - und irgendwie kann seh' ich dann auch in meinem direktesten Umfeld nur noch die ... Realität. Davon gibt es ja bekanntlich genug, nämlich in jedem Augenblick, den man erlebt. Nun fröne ich weder der Realitätsverweigerung, noch des Realitätsverlustes und schon gar nicht der Realitätsflucht ... aber ich habe durch diese Phasen zu erkennen gelernt, dass es sich nur auf diese realität einlassen lässt, wenn man etwas dahinter zu erkennen vermag. In diesem Zusammenhang habe ich schon das eine oder andere "Rezept" probiert, aber weder Religion, noch Esoterik noch Existenzialismus konnten mich zum Leben befreien. So bekenne ich frei heraus, dass ich ein Fan von Viktor Frankl und seinem Willen zum Sinn bin. Ich visioniere also so oft ich kann einen Sinn in mein Erleben, mein Tun, meine Erfahrungen ... und schon lässt's sich wieder leben. Zugegeben fällt mir das in Phasen wie der derzeitigen durchaus schwer. Da gibt es soviel, was mir das Leben schwer macht, im Großen und im Kleinen. Ich wanke heftig. Ich gehe nur noch schweren Schrittes. Ich suche den Sinn. Und rezitiere immer wieder Frankl, der da sagte: „Ihr könnt mir alles nehmen, aber nie darüber entscheiden, wie ich darauf reagiere und antworte!“ In diesem einfachen Satz liegt die ganze Weisheit dessen, was einen frei zu machen im Stande ist. Frei von der Schwere, frei von der Sinnlosigkeit, frei vom Tod im Leben. Ich nehme ihn mir zu Herzen, ich überlasse ihn allen von Herzen und werde weiter meinen Visionen folgen, denn sonst bleibt mir nur noch der Arzt; den ich hiermit allen sogenannte Realisten und AlternativlosigkeitsfanatikerInnen dringend empfehle.
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Nach der monatelangen "Griechenland-Krise" ist nun in der EU seit Monaten von der "Flüchtlings-Krise" die Rede. Es ist schon so, dass hier nur die eine Perspektive in die Mitte gerückt und als einzige Sichtweise akzeptiert wird: nämlich, dass die Flüchtlinge das Problem sind, so wie es vorher eben Griechenland war. Letzteres hat man in die Knie gezwungen, erstere wird man auch noch biegen. Tatsächlich aber lohnt sich ein Perspektivenwechsel, sagen wir mal in Richtung EU-Krise. Nehmen wir also die EU und ihr Handeln in unseren Blick, dann erkennen wir die Krise, in der diese vor Jahrzehnten zur Friedens- und Wohlstandssicherung eingerichtete Institution geraten ist. Bezeichnen wir die Flüchtlinge dann als Kriegs- und Armutsvertriebene, was sie ja tatsächlich sind, dann erkennen wir die wahren Gründe ihrer Heimat-Flucht und die Beteiligung der EU bzw. einzelner ihrer Nationalstaaten an diesem menschlichen Schlamassel.
Doch selbst dem, der seine Perspektive nicht wechseln will, muss klar werden, dass der Staatenbund EU durch die Flüchtlinge und deren Fluchtgründe in ernste Schwierigkeiten gekommen ist. Es zeigen sich wie schon bei Griechenland und beim Euro die Kann-Bruchstellen dieser Institution; ja es zeigt sich sogar, dass deren Fundament den hehren Zielen bei weitem nicht angemessen errichtet wurde. Es zeigt nicht nur ernste Risse, es bröselt auch schon gefährlich an der einen und der anderen Stelle. Genug der Vorrede, die für mich notwendig war, um auch in diesem Septiarium auf das Schlingern der EU-Staaten zu schauen. In einem Interview mit der Tageszeitung Österreich hat der siamesische Zwilling der österreichischen Innenministerin, Verteidigungsminister Doskozil, darauf hingewiesen, dass Österreich bei einer EU-Quote zur Verteilung der Vertriebenen nicht mitmachen werde. Auch sonst fällt das neue Regierungsmitglied als Rechts-Ausleger auf, zwischen ihn und seine Amtwkollegin scheint kein Blatt Papier mehr zu passen. Da er als Shooting-Star der SPÖ gilt, ist auch Bundeskanzler Faymann gehörig unter Druck - und so agiert er momantan auch: er schlägt wild um sich und beschuldigt Griechenland munter weiter der Unfähigkeit. Momentan scheint es mir einen Wettstreit um die besten Maßnahmen zur Abschottung zu gehen. Durch die Vorgangsweise des Duos Doskozil - Mikl-Leitner ist FPÖ-Chef Strache in einem aktuellen Polit-Barometer etwas ins Hintertreffen geraten. Dennoch werden die WählerInnen im Ernstfall eher zum Schmid als zum Schmidl gehen, wie die Wahlergebnisse der am Samstag in der Slowakei abgehaltenen Parlamentswahlen zeigen: Die linkspopulistische SMER-SD verlor ihre absolute Mandatsmehrheit und fiel von 44,4 auf 28,3 % zurück - und das trotz ihrer vehementen Weigerung, Vertriebene aufzunehmen. Dafür erreichte dir rechtsradikale Volkspartei - Unsere Slowakei mit 8% der Stimmen erstmals den Einzug in die slowakische Volksvertretung. Im Land ist man darüber entsetzt, wird doch in knapp vier Monaten der EU-Rats-Vorsitz übernommen. Immerhin wurde dem Land an der Südgrenze der EU - wie u.a. die Oberösterreichischen Nachrichten berichten - der Großteil eines 700 Millionen Euro schweren Nothilfepakets zugesagt, um die Situation zu meistern. Keine große Hoffnung zur Lösung der EU-Krise darf man sich allerdings vom am Montag, 7.3. stattfindenden Flüchtlings-Gipfel mit der Türkei machen. Zum einen attestiert die Süddeutsche Zeitung der türkischen Regierung zwar eine Vorleistung, da sie Vertriebene an der Weiterreise in die EU hindert, andererseits allerdings hat Premier Erdogan mit der Übernahme der regierungskritischen Zeitung "Zaman" und der gewaltsamen Niederschlagung der Proteste dagegen die Spitzen der EU vorgeführt. Voraussichtlich werden sie sich davon aber wenig beeindrucken lassen und weiter an ihrem "Flüchtlings-Deal" mit der Türkei arbeiten, komme was da wolle. Hier kann einer aus meiner Sicht ungeniert den starken Mann markieren, weil die anderen sich nur einig sind, das Problem möglichst schnell anderswohin abzuschieben. All das schaut nach mehr vom selben aus. Niemand kommt derzeit auf die Idee, der Situation anders zu begegnen als früher. Niemand scheint aus der Geschichte gelernt zu haben und aus den Folgen, die ein solches Herumeiern hat. Am 1. März hat daher die Initiative Together Europe einen Aufruf zum Erstellen und Hochladen einer Videobotschaft gestartet. Mit dieser sollen die Regierungen der EU-Staaten an die Europäischen Grundrechte bzw. Menschenrechte erinnert werden. Ob so viel Aufregung auf europäischer Ebene, kommt in dieser Woche mein Blick auf österreichische Themen sicher zu kurz. Immerhin wurden die Verhandlungen für eine Pensionsreform gestartet, der Versuch, die kalte Progression auzuschalten, unternommen und der Bank Austria bei der billigen "Entsorgung" ihrer MitarbeiterInnen aus dem hauseigenen Pensionssystem in das öffentliche ein Riegel vorgeschoben. Für mich persönlich war die Woche gekennzeichnet von "nachgeburtstaglichen" Treffen mit lieben FreundInnen, die es nicht geschafft hatten, zu meiner Geburtstagslesung zu kommen. Zudem wurden wir in die Lage gebracht, unsere Wohn-Situation zu überdenken, da unser Vermieter entgegen seinen Zusagen den bestehenden Mietvertrag nicht zu verlängern gedenkt. Das von ihm unterbreitete neue Angebot ist alles andere als attraktiv. Es gilt also hier mit Bedacht und ohne die derzeit vorhandenen Emotionen eine gute Lösung für uns und unsere drei Jungs zu finden, die zukunftsfähig ist, vor Ort oder doch wo anders. Die nächsten Tage sind diesbezüglich Lostage. Jedenfalls haben meine Frau und ich vor, diese "Wohnungs-Krise" besser zu lösen als die EU die ihre. So gesehen kann ich auch dankbar sein, dass ich einmal mehr auf mein persönliches Leben zurückgworfen bin, denn nur im Kleinen lassen sich die Dinge wirklich bewegen - mit entsprechenden Auswirkungen im Großen. In diesem Sinne wünsche ich allen eine gute Woche - im Kleinen wie im Großen! |
Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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Juli 2019
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