Der dritte "Before ..."-Teil mit dem Titel "Before Midnight" aus 2013 stand gestern abend bei Reetta und mir am Programm.
Der Tag hatte es schon vom morgen an in sich, er führte uns in längst vergangen Geglaubtes und ließ uns konsterniert zurück. Selten haben wir soviel Respektlosigkeit und Übergriffigkeit von Menschen erlebt, die einen Beruf gewählt haben (oder sollte ich besser sagen Job), in dem sie mit anderen (jungen) Menschen arbeiten. Wir werden das jedenfalls so nicht stehen lassen und aus unserer vorübergehenden bass erstaunten Ohnmacht in unsere Macht zurückkehren und etwas machen. Die Pläne sind geschmiedet. Das Ziel ist klar! Mehr dazu später. Mit einigen Minuten Verspätung startete unser Trip nach Griechenland, wir begleiteten Celine und Jesse samt ihren beiden Zwillingstöchtern an ihrem letzten Tage einer sechswöchigen Urlaubsreise. Die Freunde, die sie zu sich eingeladen hatten, machten ihnen das Danaergeschenk einer gemeinsamen Nacht in einem ausgewählten Hotel, nur für sich allein ohne ihre Kinder. Schon Vergil legte dem Priester Lakoon in der "Aeneis" die Worte in den Mund, auf die der Begriff zurückgeht: „[…] equo ne credite, Teucri. Quidquid id est, timeo Danaos et dona ferentes.“ (dt. etwa: „Traut nicht dem Pferd, Trojaner! Was immer es ist, ich fürchte die Danaer, auch wenn sie Geschenke tragen.“) Darauf bezieht sich auch ein englisches Sprichwort, das da lautet "Beware of Greeks bearing gifts". Wer kennt die Situation nicht, dass in dem Moment, in dem plötzlich Zeit ist, die noch offenen Rechnungen beglichen werden. Ethan Hawk und Julie Delpy führen uns diese himmelsschreiende Situation authentisch vor Augen. Der legitime Wunsch nach Ausbruch aus der festgefahrenen Situation wird zum dramatischen Ausbruchsversuch aus der Beziehung. Die Tage des "Traum-Paares" scheinen gezählt und uns beschlich die Ahnung, dass da eine Beziehung auf Träumen aufgebaut wurde, die es im Familienalltag nicht gibt. Das ist eine tiefe Wahrheit und dennoch lassen sich auch im noch so dichtesten Familiendschungel wirtliche Rastplätze finden, die zum Verweilen einladen. Es tut aber auch not, sich am Weg im Dschungel immer wieder abzusprechen und Richtungsstreitigkeiten auszufechten, wenn sie heiß sind. Die schwelenden Konflikte sind die gefährlichsten, weil sie dann hochflammen, wenn keiner damit rechnet. Und dann herrschen Not und Überforderung. Sympathisch das Ende des dritten Teils, der eine Fortsetzung in weiteren neun Jahren, also 2022 möglich macht. Schön, dass da zwei um ihren Traum kämpfen, auch wenn es in den auf rund 100 Minuten komprimierten Abend kaum Luft zum Durchatmen gab. Ich wünsche ihnen und (uns) allen, die eine Liebe alltagstauglich halten wollen, die Kraft, sich den Auseinandersetzungen, die das Leben verlangt, sofort zu stellen und die gemeinsamen Räume, die dadurch freigesetzt werden unendlich zu genießen. Das Leben, das man nicht als Danergeschenk empfinden sollte, ist dies allemal wert! Denn die Tage sind gezählt.
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Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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Juli 2019
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