"Heute war es wieder einmal soweit. Er durfte einem längst vergangen geglaubten Gefühl 'frönen', seiner Schulangst. Er war wirklich überrascht mit welcher Heftigkeit sie ihn überkam, als er heute Morgen mit dem Gedanken an den Termin mit den beiden LehrerInnen dachte. Er reflektierte, rationalisierte und beruhigte sich - so wie er es gelernt hatte. Der nächste Schub überfiel ihn auf dem Weg von der U-Bahn zur Schule, da hatte er noch 5 Minuten Zeit. Es war für ihn nicht mehr ganz so einfach, hier den klaren, kühlen Kopf zu bewahren. Als er im Stiegenhaus zum LehrerInnenzimmer hochstieg, stieg die Angst mit ihm und auch erneut in ihm hoch. Und das in seinem Alter. In seinem Leben hatte er schon so viele Schulhäuser als Schüler, Vater und Lehrer erlebt, dass dies völlig irrational schien. Aber sie war da. Und er musste kämpfen.
Nach dem Handshake mit den beiden LehrerInnen war ihm klar, dass da irgend etwas nicht stimmte. Selbstkritisch wie er nun mal war, suchte er mal bei sich selbst, wurde aber nicht fündig. Als sie den Besprechungsraum betraten und einer der beiden LehrerInnen zwei Tische aufstellte und die Sesseln an den beiden Langseiten der Tische genau gegenüber positionierte, hatte er dieses beschissene Gefühl nochmals. Er schob instinktiv seinen Sessel nach links außen um so nicht in der direkten Konfrontation mit den Lehrpersonen zu sitzen. Es ging doch vielmehr darum, einem Kind zu helfen, Lösungen zu suchen, gegenseitige Informationen auszutauschen, ein Miteinander - so wie im Schulprofil beschrieben - zu finden. Seine Unruhe kam nicht zur Ruhe. Als sie saßen begannen die beiden LehrerInnen ihre Wahrnehmungen zu schildern und seine Pflichten einzufordern. Seine Versuche, sachlich zu argumentieren, wurden mit viel Emotion zunichte gemacht. Das Verständnis für die sehr komplexe und herausfordernde Situation des jungen Menschen, um den es eigentlich gehen sollte, wurde zwar wahrgenommen aber als nicht der Sache dienlich abgetan. Es ginge ja um die Schwierigkeiten des Jungen in der Schule und um die daraus resultierende Gefährdung seiner Schullaufbahn. In diesem Moment überwand er seine Angst, just in dem Moment als er sich so was von in die Enge getrieben fühlte. In dieser scheinbaren Ausweglosigkeit bekam er plötzlich die nötige Kraft, den jungen Menschen um des es ging, in Schutz zu nehmen, zur Sache zu rufen, auch den einen oder anderen Gegenangriff zu führen, um dann wieder auf konstruktive Lösungsmöglichkeiten einzuschwenken. Letztlich blieb es ein offenes Gespräch, dem weitere folgen werden. Nach diesem Gespräch hatte er das Gefühl, dass seine Angst berechtigt gewesen war, denn zumindest eine/r der beiden LehrerInnen hatte enormen Druck auf ihn und auf den jungen Menschen um des ging gemacht. Er hatte aber auch das Gefühl, dass er sich dieser Angst stellen und sie überwinden konnte, weil er sich aus seiner Ohnmacht befreit, sachliche und emotionale Argumente gefunden und konstruktive Lösungen eingefordert hatte." Fortsetzung folgt
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Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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Juli 2019
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