Fernsehabende.
An diesem verlängerten Wochenende widmen meine Frau Reetta und ich uns den mittlerweile zur Trilogie angewachsenen "Before ..."-Filmen von Richard Linklater. Am Dienstag wird der vorläufig letzte Teil "Before Midnight" aus 2013, den ich noch nicht gesehen habe, auf Servus TV ausgestrahlt. Grund genug, davor die beiden Vorgänger "Before Sunrise" aus 1995 und "Before Sunset" aus 2004 auf dailymotion gemeinsam anzuschauen. Gestern abend war also der erste Teil dran, der in Wien spielt und die beiden Mittzwanziger Julie Delpy und Ethan Hawke ihre Lebensphilosphien austauschen und ihre unerfüllbare Liebe finden lässt. Trotz der exzessiven Werbepausen war es ein Genuss, den beiden im englischen Original zuzuhören. Erfrischend auch die sehr eindrücklichen Dialoge österreichischer ProtagonistInnen wie Hanno Pöschl, Andrea Eckert, Erni Mangold und Tex Rubinowitz. Gemeinsam konnten meine Frau und ich knapp zwei Stunden durch das Wien der Mitt-Neunziger schweifen und konnten erkennen, dass sich ja gar nicht so viel verändert hatte und doch alles ganz anders geworden ist. Hängengeblieben bin ich dann bei Hawkes Rezitation eines W.H. Auden Gedichts "As I Walked Out Obne Evening" in der Intonation von Dylan Thomas. Beeindruckend die Darstellung, beeindruckender noch das Original. Vom Wort "clock" ausgehend erinnerte mich an einen Poem des Dichters aus "Four Weddings and a Funeral", in dem auch die "clocks" eine Rolle spielen. Flugs recherchiert kam ich zur Erkenntnis, dass es sich um den "Funeral Blues" handelte, der im Film wunderbar rezitiert wird. Mit Auden verbindet mich auch örtliches, ist er doch in Kirchstetten begraben, einem kleinen Städtchen nahe St. Pölten, in dessen Nachbarschaft ich in meiner Kindheit das eine oder andere Wochenende verbracht habe. Sein Grab und seine letzte Wohnstätte aber habe ich bis heute nicht besucht. Die lag übrigens an der Adresse Hinterholz 6. Was mich jetzt auch noch zum Film "Hinterholz 8" führt, dessen Titel Bezug auf Audens letzten Wohnort nimmt und auch in dieser Gegend spielt. Klein ist die Welt! Es war also ein zauberhafter Abend gestern mit viel Flair und Poesie. Möge der heutige mit dem zweiten Teil der Trilogie im Paris des beginnenden Jahrtausends ein ebensolcher werden.
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Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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Juli 2019
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