Ja, wir haben es uns angetan. Es bedurfte nur einiger weniger Überredungsversuche, aber meine Frau begleitete mich tapfer durch das gestrige ORF-Hauptabendprogramm mit Livediskussion der SpitzenkandidatInnen zur Wien-Wahl, einer Analyse-Runde von Chefredakteuren und der ZIB 2.
Es waren „90 spannende Minuten“ – von wegen! Es war das „erwartete Duell Strache gegen Häupl“ – nicht gesehen! „Die Diskussion war von der Flüchtlingsfrage dominiert“ – ja, aber bloß wegen der eher plump agierenden Moderatoren. Die so genannte Elefantenrunde brachte mir keine neuen Erkenntnisse. „Elefanten“ waren auch keine am Werk, mal abgesehen von den vielen Untergriffen und gegenseitigen Beleidigungen, bei denen ich mal schon an den sprichwörtlichen Elefanten im Porzellanladen denken musste. Aber von Größe und Erhabenheit war keine Spur. Auch leuchtet mir das Argument nicht ein, dass von den noch nicht im Wiener Gemeinderat vertretenen aber wahlwerbenden Parteien nur die NEOS eingeladen wurden, weil sie halt eine Nationalratspartei sind. Aus meiner Begegnung mit Juliana Okropiridse in meiner Sendung „Nie mehr Schule“ am 16.9.15 weiß ich, dass sie da als zweiundzwanzigjährige Piratin und Spitzenkandidatin von „Wien anders“ einen frischen Wind hätte einbringen können. Ebenso hätte der Spitzenkandidat der Liste „Gemeinsam für Wien“ auf den Vorwurf des FPÖ-Spitzenkandidaten, er sei Vertreter einer erdogan-gesteuerten Partei persönlich reagieren können. Und mit „Wir wollen Wahlfreiheit“ wäre auch das Thema „direkte Demokratie“ am Tisch gewesen. Stattdessen dümpelte die – wie schon geschrieben – leidlich moderierte Diskussion um die altbekannten Themen Flüchtlinge, Arbeit, Wohnen,Verkehr und Koalitionsvarianten. Das Setting war zudem steif bis verkorkst, die beiden Moderatoren weder HerrIN der Lage noch willens, interessante Fragen zu stellen. Herr Tesarek von ORF Wien schaffte es sogar aus seiner Rolle zu fallen, als er mit Beate Meinl-Reisinger von den NEOS zu diskutieren begann. Wichtige Themen wie Bildung und Stadtentwicklung blieben außen vor – leider also trotz Beteiligung von PULS 4 eine typische ORF-Produktion mit mehr vom gleichen. Die Analyse der Chefredakteure fiel dadurch auf, dass zwei ältere Herren ziemlich machohaft über Beate Meinl-Reisinger herzogen, was mich veranlasste gleich zur ZIB 2 zu schalten. Dort setzen Andreas Mölzer und Josef Kalina das Duell um Wien auf ihre Weise fort. Ihre Partei-Propaganda verhinderte allerdings eine profunde Analyse, die ich den beiden ohnehin nicht zugetraut hatte. Auch hier entsprach der ORF wieder dem leider Erwartbaren. Sei’s drum: Ich habe meine Entscheidung für Sonntag eh schon getroffen.
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Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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Juli 2019
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