Ein weiterer, letzter Abend mit Juli Zeh und Neujahr. Das Ende erwartbar unerwartet. Davor aber noch ein Glas Rotwein und eine Selbstgedrehte im Garten. Auch an diesem Abend wird es wieder spät. Weil ich danach auch noch den Kölner Tatort schaue. Eine verstörende Geschichte um die psychische Befindlichkeit eines der beiden Kommissare und einer Frau, die in ihrer seelischen Verfassung hilflos unschuldig wirkt, sich aber am Ende (wie zu erwarten war) als die Schuldige herausstellt.
Der Morgen und der Vormittag im Alltagsrhythmus: meine Liebste um 6.30 Uhr wach, der Mittlere geht erstmals seit Wochen wieder zur Schule, er fährt mit dem Rad, um sich die 30 Minuten Bustour mit Maske und zu wenig Abstand zu ersparen, ein sechsstündiger Schultag im Klassenverband reicht, findet auch er. Ich dreh mich nochmals um, frühstücke später als üblich, schaffe dann aber doch noch meine Morgenmediation und bin pünktlich bei der Lernstunde mit meinem Jüngsten, die Externistenprüfung rückt näher, noch drei Wochen. Danach veröffentliche ich endlich den Hinweis auf die nächste Ausgabe meiner Radiosendung „Nie mehr Schule“ auf Radio Orange, das Interview mit Sonja Brauner über ihr Buch „Geniale Resilienz“, einen Statutsbericht über den Schulstart und die Situation in elementarpädagogischen Einrichtungen mit Corona, meinen Senf über „Die Schule ist tot, es lebe die Schule“ und guten Rat für jene, die aufgrund der aktuellen Situation nicht zur Schule gehen wollen. Ein schnelles Mittagessen, dann bereite ich mich auf den heutigen Abend vor, es gibt wegen des Donnerstagfeiertags eine Extra-Stunde für meine Vorbereitungsgruppe auf die Berufsreifeprüfung Deutsch. Danach bin ich noch herausgefordert, meinen Antrag auf Verfahrenshilfe auszufüllen und die nötigen Unterlagen zusammenzustellen, kostet mich schlappe zwei Stunden und macht überhaupt keine Freude. Ich schreibe auch der Prüfungsschule meines Jüngsten, da sich aufgrund der momentanen Situation einige Fragen stellen, nutze die Gelegenheit auch gleich, um nachzufragen, ob er auf einem guten Lernweg ist. Zur Entspannung geselle ich mich dann mit ihm zu unserem Gartentümpel, wir können Wasserflöhe, Gelsenlarven und Rattenschwanzlarven beobachten, die helfen mit, dass unser kleines Gewässer nicht völlig veralgt. Die zweite Lernstunde absolviert mein Jüngster dann ohne meine Unterstützung, ich bereite einstweilen meinen Zoom-Meeting-Room am Dachboden vor, um für den Unterricht ab 18 Uhr gewappnet zu sein. Es dauert fast zehn Minuten bis sich der erste Teilnehmer einfindet, zuvor haben sich schon vier wegen beruflicher Verpflichtungen entschuldigt. Es ist dies der vorläufig letzte Online-Abend, in zehn Tagen werde ich erstmals wieder vor Ort in der Volkshochschule in Wien unterrichten, mit Maske und/oder Plexiglasvisier. Auch für die Anreise wird der Mundschutz notwendig sein und so wird die Zugfahrt wohl weniger entspannend sein als früher üblich. Ich werde sehen.
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Route 55
Dieser Blog begleitet mich durch mein 55. Lebensjahr, das ich mit einer Feier im Freundeskreis am Vorabend meines Geburtstages eingeläutet habe, das am 23.2.20 um 19.21 h tatsächlich begonnen hat und das sogar 366 Tage zu bieten hat, also mehr als viele andere meiner bisherigen Lebensjahre. Archiv
Februar 2021
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