Nach dem Maturavorbereitungskurs, der sehr gut gelaufen ist, ist es endlich so weit: Auf ARTE startet die zweite Staffel der dänischen Serie „Die Wege des Herrn“ über das Leben eines protestantische Pfarrers und seiner Familie. Ein Hammer, ein wirklich exzellent gemachter Film, der unter die Haut geht, über Religion und Spiritualität über Glauben und Wissen. Religion und Spiritualität, Glauben und Wissen – Hauptthemen auch meines Lebens.
Am nächsten Vormittag steht unser wöchentlicher Einkauf im Großmarkt am Programm. Meine Liebste ist in komischer Stimmung. Wir finden Knoblauch aus China (!) - und nur aus China – im Regal. Ich kriege eine Mordswut, ich muss unbedingt einen Brief, möglicherweise sogar einen offenen Brief an die Geschäftsleitung schreiben. Die Krise hat hier keine nachhaltige Wirkung entfaltet. Eine Katastrophe. Am Weg zum Drogeriemarkt informiert mich meine Frau über aktuelle Entwicklungen im Pflegschaftsverfahren ihrer Söhne, unserer beiden älteren Jungs. Das durch die aktuelle Situation unterbrochene Verfahren soll nun abgekürzt und so schnell wie möglich entschieden werden. Ich drehe durch, meine Emotionen kochen über – es ist heiliger Zorn über eine Justiz, die völlig überlastet ist und in so wichtigen und wesentlichen Entscheidungen den Holzweg nimmt – mit unabsehbaren Folgen. Ich tobe – und irgendwann ist die Luft raus. Ich bin völlig neben die Spur geraten. Das, was sich in der Nacht auf den Vortag schon angekündigt hatte, offenbart sich nun in Vollform. Ich empfehle meiner Liebsten noch, sich dieses Vorgehen in keinster Weise gefallen zu lassen und sich dringend und umgehend mit unserer Rechtsberaterin zu verständigen. Dann ist der Ofen aus. Ich schleppe mich, mein Fahrrad mit dem von den Einkäufen schweren Anhänger schiebend, nachhause. Ich bin hin und her gerissen zwischen Escape und Aufgaben, ich kann keinen vernünftigen Gedanken mehr fassen, die Welt stürzt über mir zusammen (oder wie die Gallier sagen: Der Himmel fällt mir auf den Kopf) und ich stürze ins Bodenlose meiner erdachten Worst-Case-Szenarien. An diesem Tag geschieht in mir und um mich nichts mehr als Drama, Drama, Drama, da kann auch die Lösung unserer Rechtsberaterin, die meine Liebste umgehend umsetzt, nichts mehr helfen. Nun randaliert auch meine Seele – und recht hat sie. Die einzige Hoffnung: Ich habe durch Zufall vor knapp zwei Wochen ein Wochenendseminar bei einer spirituellen Lehrerin und Begleiterin, die auch Heilerin ist, gebucht. Aber auch das kann ich in diesem Moment nicht als heilsam und hilfreich erkennen. Ich bin drauf und dran, alles abzusagen und … ja, was denn eigentlich? Tage wie dieser sind Wendepunkte, ob es dir bewusst ist oder nicht. Und in ihnen liegt der Auftrag, sich dem Wandel anzuvertrauen, denn so weitergehen darf es nicht. Lebensspendend oder todbringend. Das ist die Frage.
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Route 55
Dieser Blog begleitet mich durch mein 55. Lebensjahr, das ich mit einer Feier im Freundeskreis am Vorabend meines Geburtstages eingeläutet habe, das am 23.2.20 um 19.21 h tatsächlich begonnen hat und das sogar 366 Tage zu bieten hat, also mehr als viele andere meiner bisherigen Lebensjahre. Archiv
Februar 2021
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