Es ist schon Mittwochabend (der Beginn des 53. Tages in meinem 55. Lebensjahr) und erst heute habe ich wieder die nötige Ruhe, um meinen Blog zu Papier zu bringen. Eine Fülle von Notizen habe ich gesammelt, eine Fülle von Erlebnissen gehabt und eine Fülle von Notwendigkeiten zu erfüllen gehabt, so dass mir fast der Atem weggeblieben ist und ich ziemlich unter Strom stand. Gerade eben hat es sich auch Kater Dario, der in den letzten Tagen auch eines meiner Sorgenkinder war, laut schnurrend auf meinem Schoß bequem gemacht, ich sitze an meinem Schreibtisch, es ist schon fast zehn Uhr nachts und ich beginne meine Gedanken in Worte zu fassen. Mal sehen, wie viele Tage ich beschreiben mag.
Der Karsamstagabend war also nicht den Feierlichkeiten zur Osternacht gewidmet, auch das ins Auge gefasste Osterfeuer im Feuerkorb im Garten fand nicht statt, mein Jüngster und ich widmeten uns dem Musical „Cats“. Ich muss gestehen, dass es eines jener Bühnenstücke war und ist, die mich nicht sonderlich vom Hocker reißen. Meinem Sohn ging es genauso, dennoch hielten wir bis zum Ende durch. Und am Morgen begannen dann die Sorgen mit unserem Familienzuwachs. Kater Dario hatte keine Lust u fressen, er wirkte auch schlapper als in den letzten Wochen, suchte im Garten Plätze auf, an denen er ungestört ausruhen konnte, knabberte mittags bloß an ein paar „Fransen“ vom herrlichen Osterschinken und ließ den ganzen Tag über seine ansonsten gute Laune vermissen. Am Nachmittag dann kam ich nach Internetrecherche zur richtigen Diagnose. Der junge „Mann“ nagte am gerade ausbrechenden Zahnwechsel. Schnell hatte ich die passenden homöopathischen Arzneien zur Hand und – ich nehme es vorweg – am übernächsten Tag war er stimmungsmäßig wieder der alte. Der Ostersonntag sollte jedenfalls gebührend gefeiert werden – und er wurde es. Vor dem reichlichen, diesmal gemeinsamen Familienfrühstück, wurden alle auf Ostereiersuche im Garten geschickt, die sehr erfolgreich verlief. Danach gab es die tags zuvor gekauften Köstlichkeiten. Ich stellte mich an den Küchenherd und bereitete Osterschinken und Kartoffelpüree zu, es mundete fast allen. Sohn Nummer zwei hatte Extrawünsche und bereitete sich statt des stattlichen Schinkens Extrawürste, also Frankfurter. Den Osterschinken aß er dann überraschenderweise abends kalt, obwohl er ihn mittags im warmen Zustand heftig abgelehnt hatte. Am Nachmittag stand einmal mehr ein virtueller Besuch im Circus Pikard am Programm, wir sahen jene Show aus 2018, die wir damals auch live gesehen hatten. Knapp vor dem Abendessen versorgte uns ein lieber Freund mit einem großen Sack frisch geerntetem Spinat aus seinem Garten. Und wir warteten vergeblich auf unseren Ältesten, der dem Küchendienstplan gemäß das Abendessen hätte bereiten sollen. Er kam wie schon vor einer Woche um knappe 30 Minuten zu spät heim – und da führte zu einer heftigen Diskussion mit einem – wie ich meine - guten Ausgang. Nachdem er im Lauf des Streitgesprächs seine Mutter heftig beleidigt hatte und ich ihm verbal und laut den Kopf gewaschen hatte, kamen wir doch noch zu einer gütlichen Einigung. Der Grund für sein Zuspätkommen war ein Telefonat mit seinem Vater gewesen, dass er auf seinem Spaziergang geführt hatte – und zwar just in jener Zeit, in der er seinen familiären Verpflichtungen hätte nachkommen sollen, obwohl er doch den ganzen Sonntag über dafür Zeit gehabt hätte. Die Einigung sah mehrere Optionen für den kommenden Sonntag vor, aus denen Junior Nr. 1 wählen kann. Das half aber letztlich nicht weiter, denn – und auch das nehme ich schon vorweg – führte wenige Tage später zu einer dieser Herausforderungen, die mich am Schreiben hinderten: Meine Liebste bekam eine der zahllosen SMS seines Vaters mit dem Inhalt, sie möge doch dem armen Buben keinen Hausarrest verpassen und ihn daran hindern, mit seinem Vater zu telefonieren. Hier möchte ich ein wenig ausholen, um mir die nötige Luft zu verschaffen: Jener Mann ist nämlich (ich deutete es vor kurzem hier schon an) ein ähnlich schwieriger Charakter als jene Frau, die mein Leben zu beschweren suchte. Jener Mann ist nämlich, nachdem sich meine Liebste vor mehr als zehn Jahren endlich aus seiner Umklammerung befreien hatte können, damals nach Berlin aufgebrochen, um sich als Künstler, genauer gesagt als Musiker, noch genauer beschrieben als Saxophonist zu verwirklichen. Er ließ sich geraume Zeit bei seinen Söhnen nicht blicken. Er beschloss, sein Leben so einzurichten, dass es ihm nicht möglich war, Unterhalt für seine Söhne zu bezahlen (was er bis heute nicht tut). Und er fasste den Plan, das Leben seiner Söhne – nachdem er wieder aufgetaucht war – unter Kontrolle zu bringen – und damit auch uns. Ich möchte hier nicht ins Detail gehen, aber es war und ist eine enorme Herausforderung für uns alle, insbesondere seine Söhne, unsere Jungs, mit diesen Anforderungen umzugehen. Ein sieben Jahre lange dauerndes Besuchsrechtsverfahren wurde erst im Vorjahr abgeschlossen. In ihm wurde festgehalten, was ohnehin über all die Jahre state of the art war und es wurde von der zuständigen Richterin auch – trotz zahlreicher Interventionen des Kindesvaters, u.a. unter Einschaltung des Jugendamtes sowie der Verunglimpfung von uns als Rabeneltern – festgestellt, dass die alleinige Obsorge bei der Mutter verbleibt. Kurz nach diesem Beschluss, der noch in Wien gefasst wurde, obwohl wir schon eineinhalb Jahre am Land lebten, wurde vom Kindesvater neuerlich ein Antrag bei Gericht gestellt, diesmal auf alleinige Obsorge durch seine Person. Und das ganze Werkel ging von neuem los, inklusive Jugendamtsbesuchen. Hier stoße ich mit meiner Fantasie an meine Grenzen. In einer Familie wie unserer, wo die Kinder an der ersten Stelle stehen, wurde aufgrund falscher Behauptungen und Anschuldigungen ein neues Verfahren eröffnet, obwohl wir – und das sage ich deswegen, weil uns das die von uns zur Unterstützung herangezogenen BegleiterInnen aus Pädagogik und Psychologie sowie Therapie attestieren – alles zum Wohl unserer Jungs tun. Dennoch läuft das neuerliche Verfahren und das Ziel des Vaters ist es, sein Jungs nach Berlin zu sich zu holen – obwohl er keinerlei Perspektiven für Schul- und Berufsausbildung vorlegen kann und auch seine finanzielle Situation sowie seine pädagogische Kompetenz absolut dagegen sprechen. Eine harte Nuss und eine Persönlichkeit, die zu überzeugen weiß. Zumindest so lange, bis der Lack abbröckelt und seine aggressive Note zum Vorschein kommt. Aber auch mit letzterer konnte er bei den verantwortlichen Damen (und es waren und sind ausschließlich weibliche Personen, die hier ihre Expertise abgeben) den nötigen Nachdruck erzeugen. Tja, wir haben‘s nicht leicht. Aber noch schwerer haben‘s seine Söhne, unsere Jungs. Ich träume noch immer davon, dass er das einmal begreifen möge – und alles gut wird. Das Abendessen stand also unter dem Eindruck dieses Konflikts zwischen unserem Ältesten und uns – und wir waren alle ziemlich geschafft, aber in diesem Moment auch stolz, eine Lösung gefunden zu haben und Junior 1 Perspektiven und Grundlagen für einen eigenen Vorschlag gegeben zu haben.
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Route 55
Dieser Blog begleitet mich durch mein 55. Lebensjahr, das ich mit einer Feier im Freundeskreis am Vorabend meines Geburtstages eingeläutet habe, das am 23.2.20 um 19.21 h tatsächlich begonnen hat und das sogar 366 Tage zu bieten hat, also mehr als viele andere meiner bisherigen Lebensjahre. Archiv
Februar 2021
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