Die Piefke-Saga, Teil 4. Schon bei ihrem Erscheinen war die Episode stark umstritten, der ORF strahlte sie über Jahrzehnte bei Wiederholungen von Mitterers Werk nicht aus. Ich fand sie damals utopisch – und diesmal, drei Jahrzehnte später, fuhr sie mir durch Mark und Bein: dystopisch und nicht mehr unrealistisch, sondern durchaus vorstellbar. Freiheitsbeschränkungen, Generalstreiks, Bürgerkrieg … So oft ist mir das Lachen selten im Hals stecken geblieben, aber: Humor ist wenn man trotzdem lacht, denn Humor hilft heilen.
So ließen wir die Familie Sattmann mit ihrem in einen echten Tiroler umgewandelten Familienoberhaupt Karl-Friedrich (vulgo Sepp Unterwurzacher) zurück in Lahnenberg, das auf Müll gebaut nur noch aus Robotern und Plastiklandschaft bestand. Nur Tochter Sabine ging zurück nach Deutschland. Wie würde diese Welt denn heute aussehen? Blade Runner? 5th Element? Oder Horx‘sche Utopien? Ich schlief schlecht und musste mich selbst daran erinnern, dass Angst kein guter Ratgeber ist. Unser Jüngster borgte sich in letzter Zeit öfter eine meiner Uhren aus. Und da erinnerte ich mich, dass es in meiner Uhrenkiste auch noch meine alte Kinderuhr geben musste. Die hatte ich damals von meinem Opa (dem Vater meiner Mutter, mit dem ich – wie schon berichtet – immer Fußball spielte) zur Erstkommunion bekommen. Und tatsächlich fand ich die Fleurier Watch (Incabloc 17) in einer kleinen Schachtel in jener Kiste. Der Goldbelag war an vielen Stellen schon abgeblättert, das Uhrband fehlte. Letzteres aber ließ sich leicht beheben, hatte mein Sohn doch vor einigen Jahren, als er sich erstmals für Uhren zu interessieren begonnen hatte, eine Kinderuhr bekommen, deren Uhrband noch in Takt war. Und es passte auf Anhieb, ebenso ließ sich der Zeitmesser mit ein paar Drehungen an der Krone leicht in Gang setzen, ja der Zufall wollte es sogar, das am Datumsfeld die 31 aufschien, das Datum dieses Tages. Es ist wunderbar, wenn heutzutage Dinge aus der Vergangenheit funktionieren und wieder zum Einsatz kommen dürfen, immerhin ist diese Uhr schon fast 50 Jahre alt. Der weitere Tag verlief häuslich bzw. hausmännisch. Mit dem Jüngsten machte ich am frühen Nachmittag einen weiteren wichtigen Einkauf – noch ohne Gesichtsmasken, deren Tragen im Supermarkt, wie unser Herr BK pädagogisch dozierte, uns auf eine generelle Maskenpflicht vorbereiten soll. Die WHO zweifelt an der Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme, die meisten um ihre Expertise gefragten Mediziner in Österreich befürworten sie. Jedenfalls ist es mir trotz aller Recherche nicht möglich gewesen, hier eine klare Antwort zu erhakten, auf deren Basis ich meine Entscheidung treffen könnte. Beim Rauchen hat man ja immerhin noch die Möglichkeit, ihm Freien oder den eigenen vier Wänden nachzugehen, obwohl man erwiesenermaßen auch die Passivraucher gefährdet. Im Fall C. ist hier derzeit keine Entscheidungsfreiheit gewährleistet. Und das nervt mich. Wenn ich doch bloß transparent alle Informationen bekommen würde, dann täte ich mir mit solchen von oben diktierten Maßnahmen unseres schulmeisternden Regierungschefs um vieles leichter. Aber so viel Intelligenz traut man uns Bürger*innen nicht zu. Ist für mich bei einem Bildungssystem wie unserem, bei dem man aufs Funktionieren sowie Konsumieren und nicht aufs Selbständig-Denken vorbereitet wird, wahrscheinlich auch besser. Am späten Nachmittag dann drei Saunagänge zur Erhaltung von Gesundheit und Wohlbefinden – und schon ging dieser Lebenstag, der so dystopisch begonnen hatte, doch noch mit guter Energie zu Ende.
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Route 55
Dieser Blog begleitet mich durch mein 55. Lebensjahr, das ich mit einer Feier im Freundeskreis am Vorabend meines Geburtstages eingeläutet habe, das am 23.2.20 um 19.21 h tatsächlich begonnen hat und das sogar 366 Tage zu bieten hat, also mehr als viele andere meiner bisherigen Lebensjahre. Archiv
Februar 2021
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