Das Kolloquium mit meinen SchülerInnen im Vorbereitungslehrgang für die Berufsreifeprüfung Deutsch verlief insgesamt sehr fein. Wir beschäftigten uns neben Sprachlichem (s-Schreibung bzw. das/dass) mit der Zusammenfassung eines Textes von Heiko Girnth zum Thema Sprache und Politik. Es war auch für mich eine willkommene Abwechslung außerhalb von Familie, Haus, Haushalt und Einkauf, da ja sonstige soziale Kontakte derzeit auf Null gesetzt sind. Zudem ermöglicht die Fortsetzung des Kurses auf E-Learning-Basis ein Grundeinkommen, auf das ich – trotz aller Maßnahmen der Regierung - nur ungern verzichtet hätte. Der Flow nach dem VHS-Online-Abend klang aber rasch ab und die Müdigkeit brachte mich auf schlechte Gedanken, also ging ich rasch zu Bett.
Gegen halb sieben dann drangen aus dem traumreichen Schlaf die ersten Gedanken an die aktuelle Wirklichkeit in mein Erwachen. Ich fühlte die Möglichkeit, diesem Denken eine andere Dynamik zu geben, mich nicht in einen Abwärtssog hineinziehen zu lassen. Ich stemmte so Manches dagegen – und es gelang. Als ich um halb neun mein Schlafgemach verließ, war ich voller Freude auf einen Frühlingstag im Garten. Diesen wollte ich nutzen, sollte doch am Wochenende der Winter – spät, aber doch noch – unserem Land einen Besuch abstatten. Und da fand ich in meinem E-Mail-Postfach den aktuellen Newsletter des Viktor-Frankl-Zentrums und spürte schon beim Öffnen eine heilsame Vorfreude. Sartre musste sich hinten anstellen. Diesmal war Frankl mein Favorit. Und er wirkte, bewirkte: „Jeder von uns hat die Fähigkeit, zu entscheiden, ob er/sie hoffnungsvermehrend oder leidvermehrend leben will! Zum Glück liegt es immer in unserer Hand! Ob das, was wir in der Hand haben, tatsächlich verwirklicht wird oder nicht, liegt allein in meiner Hand!“ Na dann: Let‘s try it out! Der Vormittag: ein Schreiben im sonnigen Garten, das Vorbereiten eines kleinen, feierlichen Mittagessens mit unseren Jungs, ebenfalls im sonnigen Garten. Ich kochte Eierreis mit Sojasauce, ein Lieblingsessen der beiden Großen. Wir stießen mit Spritzern (für die Erwachsenen Wein, für die Jungs Orangensaft) in unseren 5 Sektgläsern an und feierten den Frühlingsbeginn, den Namenstag des Ältesten und des Jüngsten, die Aufnahme des Ersteren in die zweite Bewerbungsrunde für die Lehre im Buchhandel und die Zusage für einen Platz im BORG für den Mittleren. Wer von seinem Spaziergang zu spät zurückkehrte war unser Ältester. Er nahm‘s gelassen, dass wir nicht auf ihn gewartet hattet und aß mit großem Appetit. Danach allerdings musste er noch eine Belehrung durch die Erwachsenen über sich ergehen lassen. Nun ja, er wird‘s noch lernen, zum Handy zu greifen und sein Zuspätkommen anzukündigen – oder einfach auch pünktlich zu sein. Immerhin wird er in einer Woche sechzehn. Auch wir übten uns in Gelassenheit. Mittagspause im Garten, im Halbschatten, die Sonne brennt recht heiß vom Himmel. Danach ein wenig Gartenarbeit. In der Zwischenzeit auch Tag 24 und 25 gepostet und auf Facebook geteilt mit dem Hinweis, dass es Mut braucht, mich auch durch zwei abgründige Lebenstage zu begleiten. Meine jüngere Tochter Julia stellt ín ihrem Kommentar wichtige Fragen, denen ich nachgehen werde. Eine liebe Freundin schickt mir Mut, Zuversicht und eine innige Umarmung. Ein schönes Gefühl. Sportlich geht es weiter: Tischtennis und Tischfußball mit meinem Jüngsten. Ich bin chancenlos, habe aber jede Menge Spaß und Freude, vor allem daran, wie sich mein Achteinhalbjähriger beständig weiterentwickelt. Vor allem beim Tischtennis sind da schon ganz tolle Schläge dabei. Und dann – bevor laut Wetterbericht eine stürmische Zeit anbricht – noch einmal Zeltsauna im Familienkreis. Das Bier schmeckt nachher besser als sonst und ich bemerke, dass ich wieder in meinem Leben angekommen bin und mit den Energien um mich herum besser umgehen kann und sie nicht zu meinen eigenen mache.
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Route 55
Dieser Blog begleitet mich durch mein 55. Lebensjahr, das ich mit einer Feier im Freundeskreis am Vorabend meines Geburtstages eingeläutet habe, das am 23.2.20 um 19.21 h tatsächlich begonnen hat und das sogar 366 Tage zu bieten hat, also mehr als viele andere meiner bisherigen Lebensjahre. Archiv
Februar 2021
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